Heinrich Schütz “Psalmen Davids” SWV 24, 25, 35 und 36 (1619)
Arthur Honegger “König David”, symphonische Dichtung (Urfassung 1921)
Anna Herbst, Sopran
Katarina Morfa, Alt
Markus Francke Tenor
Alois Reinhardt, Sprecher
Bach-Chor Bonn
Ensemble Anima Shirvani
Leitung: Markus Mostert
Aula der Universität Bonn
Online-Flyer
Abendkasse ab 18h
Kat. 1 – € 34 / erm. € 17
Kat. 2 – € 26 / erm. € 13
Tickets unter tickets@bach-chor-bonn.de
und bei Bonnticket
Der Bach-Chor Bonn stellt in diesem Konzert anhand zweier konträrer Meisterwerke die biblische Person David ins Zentrum der musikalischen Betrachtungen.
Arthur Honegger erhielt im Jahre 1921 den Auftrag für das Schweizer, nach griechischem Vorbild erbaute Freilufttheater in Mézières ein Biblisches Drama über das Leben des König David zu komponieren, „Le roi David“.
Die Handlung beginnt mit seinem Aufstieg vom Hirtenjungen zum Heerführer, beschreibt seine Salbung zum König, bis hin zu Schuld, Sühne und Tod.
Honegger gehörte u.a. neben Darius Milhaud und Francis Poulenc der ‚Gruppe der Six‘ an, einer musikalischen Strömung, die sich um eine neue Tonsprache bemühte, die zugleich innovativ und zugänglich sein sollte. Diese Tendenz zeigt sich auch im kompositorischen Konzept des „Roi David“:
Honegger verbindet viele musikalische Stile und Elemente, Choräle, Arien und instrumentale Passagen, bei denen sich sowohl orientalische Einflüsse, als auch Reminiszenzen an Bach und Händel finden. Honegger sprengt neben musikalischen Stilen in diesem faszinierenden Werk auch die Form des reinen Oratoriums, indem er Elemente von Musikdrama und Oratorium kombiniert, was durch die dramatischen Elemente die Eindringlichkeit der Darstellung erhöht. Die Komposition behandelt elementare Themen, wie Glauben, Zweifel, Macht und Menschlichkeit. Dadurch wird das Werk zeitlos und relevant.
Die Besetzung der Erstfassung besteht neben dem Chor aus Erzähler, Solisten
und einem, aus 17 Spieler*innen bestehenden Orchester, bei dem Bläser und Schlagwerk dominieren. Insgesamt ist der ‚Roi David‘ ein wichtiges Werk für die Entwicklung der neueren Chormusik des 20. Jahrhunderts.
Dem gegenübergestellt, widmet sich der Bach-Cchor Bonn einem weiteren innovativen Werk seiner Zeit, den ‚Psalmen Davids‘ von Heinrich Schütz von 1619, die in einer Auswahl erklingen sollen.
Der Landgraf Moritz von Kassel gewährte Schütz 1609 ein Stipendium, um beim berühmtesten Meister der damaligen Zeit, Giovanni Gabrieli, in Venedig zu studieren. Gabrieli war der Einzige, den Schütz jemals als seinen ‚Lehrer‘ bezeichnete. Das, was Schütz in Venedig gelernt hatte, brachte er mit nach Deutschland und verband es mit seinem Personalstil und den örtlichen Gegebenheiten. Es entstand eine Musik mit bislang nie dagewesener Expressivität. Innovativ war zunächst die Textausdeutung, indem sich die Emotionen und Inhalte der Texte ausdeutend in der Musik widerspiegeln. Diese Technik begründete das ‚Wort-Tonverhältnis‘ in der Musik im heutigen Sinne, die eine Entwicklung
der wortgebundenen Musik, etwa über J.S. Bach, bis zum Klavierliedes der Romantik oder auch der Oper in Gang setzte.
Die Psalmen (in diesem Falle die David zugeschrieben Psalmen) stellen zentrale gemeinsame Texte des jüdischen wie christlichen Glaubens dar. Was sie zu einem Kulturgut macht, das elementare, überkonfessionelle spirituelle Erfahrung der Menschheit reflektiert.
Hier ist wichtig, dass Schütz in seinen geistlichen Kompositionen als einer der ersten Komponisten überhaupt die deutsche (Mutter-)Sprache verwendet, was die Verständlichkeit der textausdeutenden Musik umso unmittelbarer macht.
Nicht zuletzt hatte Schütz in seiner Zeit bei Gabrieli die ‚Venezianische Mehrchörigkeit‘
kennengelernt, die im Markusdom praktiziert wurde, als die Einbeziehung des Raumes, der
Architektur in die Musik. Durch die getrennte Aufstellung von Chor-und Instrumentalgruppen im Raum, oft mit unterschiedlichen Instrumentierungen und Klangfarben, gab es nicht EINE Klangquelle, sondern die Musik aus mehreren Richtungen traf sich, unter Einbeziehung von Nah-/Fernwirkungen, im Ohr der Hörenden.
Durch wechselnde Besetzungen, auch Solo-Tutti-Kontraste, erzielt Schütz eine expressive Plastizität von Text und Musik sondergleichen.
Markus Mostert, KL Bach-Chor Bonn